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HEG Magazine

Fintech und die Bankenwelt: die grosse Herausforderung?

20. Feb 2019

Nehmen Sie das Wort "Fintech". Fügen Sie "Blockchain", "Kryptoassets" oder auch ICOs (für Initial Coin Offerings) hinzu, und Sie haben sicherlich die Aufmerksamkeit eines Grossteils Ihrer Leser gewonnen.

Fintech allein ist schon ein Zauberwort. Für viele steht es für eine tiefgreifende Transformation, ein neues Paradigma, eine radikale Veränderung des Finanzsektors, den Tod zahlreicher Bankinstitute ... und was weiss ich noch alles! Aber wird es auch so sein? Wer kann das schon sagen? Überlassen wir die Zukunft jedoch den Zukunftsforschern, denn es ist allgemein bekannt, dass "Vorhersagen sehr schwierig sind, besonders wenn sie die Zukunft betreffen".

Was sind also diese Fintechs?

Der Begriff umfasst junge und meist kleine Unternehmen, mit Ausnahme einiger "Unicorns" , die die neuesten technologischen Fortschritte nutzen, um neue Dienstleistungen, neue Lösungen oder neue Finanzprodukte zu entwickeln und zu verkaufen ... Eine direkte Konkurrenz für den Finanzsektor und die Banken im Besonderen? Eine Bedrohung also? Nicht unbedingt. Zunächst muss man sich vor Augen halten, dass es viele Berufene, aber nur wenige Auserwählte gibt. Die überwiegende Mehrheit der Fintechs von heute wird morgen nicht mehr existieren. Sie werden entweder geschluckt oder mangels Kunden geschlossen worden sein. Weiterhin ist anzumerken, dass nicht alle Fintechs versuchen, mit den Banken zu konkurrieren. Ganz im Gegenteil! Sie leben von ihnen oder werden auf jeden Fall von ihnen leben. Ihr Ziel ist es, den Banken Lösungen anzubieten und nicht, dass sie verschwinden. Andere wiederum treten als echte Konkurrenten auf. Sie wollen Marktanteile erobern. Welche Beispiele gibt es dafür? Plattformen für Crowdinvesting oder Crowdlending. Diese bieten ihren Kunden an, in Projekte zu investieren, indem sie entweder Aktionäre oder Gläubiger werden. Dies ist eine Aktivität, die in direkter Konkurrenz zu den Investmentbanken steht. Robo Advisors vielleicht? Mit vollautomatischen Lösungen können Sie nun Ihre Ersparnisse in die Finanzmärkte investieren und von einem professionellen Service profitieren, ohne sich von einem Finanzexperten beraten lassen zu müssen (natürlich kostenpflichtig).

Werden diese neuen Akteure die Bankenlandschaft verändern?

Die Zukunft wird es wieder einmal zeigen. Wir sollten jedoch betonen, dass die Bankenwelt kein Monolith ist, der die Zeiten unverändert überdauert hat. Die Banken haben im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte bedeutende Veränderungen erlebt und werden dies auch weiterhin tun. Es ist übrigens unwahrscheinlich, dass die Bankenlandschaft am Ende dieses Jahrhunderts so aussehen wird, wie wir sie heute kennen. Wir sollten uns auch daran erinnern, dass die wichtigste Rolle, die diese Institute ausüben, die der Transformation ist. Zunächst einmal eine räumliche Transformation, und in diesem Punkt ist es wahr, dass die jüngsten technologischen Entwicklungen die Gewinnspannen unter Druck setzen. Geld von A nach B zu transferieren ist in gewisser Weise "alltäglich" geworden. Es herrscht ein starker Wettbewerb. Transformation in der Zeit, zweitens, die man besser versteht, wenn man sich z. B. auf das Kreditgeschäft bezieht. Auch hier finden wir zahlreiche Konkurrenten, von kleinen Fintechs bis hin zu grossen Unternehmen.

Aber sind dieselben Institute in diesem Fall nicht zu "Banken" geworden oder, einfacher ausgedrückt, erfüllen sie nicht die wichtigste der wirtschaftlichen Funktionen, die das Finanz- und Bankwesen im Besonderen erfüllen muss, nämlich die Fähigkeit, Kapital zuzuteilen und dabei darauf zu achten, dass schlechte Zahler, zukünftige Konkurse, Fälle von Teilrückzahlungen und verspätete Rückzahlungen so weit wie möglich ausgeschaltet werden? Mit anderen Worten, indem man darauf achtet, die Missetaten, die mit Problemen der Informationsasymmetrie verbunden sind, so weit wie möglich abzuschwächen. Denn zwischen dem Geldsuchenden und dem, der bereit ist, Geld zu verleihen, kann die Qualität der Informationen nicht dieselbe sein. Um diese Probleme anzugehen und ihren Schaden zu mindern, ist Fachwissen erforderlich. So wie ein Mechaniker in der Lage ist, einen guten Gebrauchten von einem schlechten Auto zu unterscheiden, muss ein Bankier in der Lage sein, einen guten Kreditnehmer von einem schlechten Zahler zu unterscheiden. Dieses Fachwissen kann man sich durch Bildung und Arbeit aneignen.

Es ist also möglich, dass sich die Bankenlandschaft radikal verändern wird. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass der Beruf des Bankiers verschwinden wird. Egal, welchen Namen oder welches Label man ihm geben möchte oder sogar wie er ausgeübt wird - und hier ist an die Auswirkungen zu denken, die durch "Big Data" und "Machine Learning" hervorgerufen werden -, der Beruf wird nicht verschwunden sein und der Ausbildungsbedarf wird weiterhin bestehen.

 

Über den Autor

Nils Tuchschmid ist Professor und Leiter des Instituts für Finanzwissenschaft an der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HSW-FR). Bevor er an die HSW-FR wechselte, war Nils Tuchschmid Partner und Leiter der Abteilung für taktische Handelsstrategien bei der Tages Group. Davor war er Co-Leiter des Alternative Funds Advisory Teams bei UBS und Leiter der Multi-Manager-Portfolios bei Credit-Suisse. Er promovierte an der Universität Genf in Wirtschaftswissenschaften und hat zahlreiche Artikel und Forschungsarbeiten veröffentlicht, u. a. zu den Themen Vermögensverwaltung und -allokation, alternative Anlagen und Performancemessung.

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