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News der HSW Freiburg

Teach different!

13. Jan 2020

Klassenführung spielt als Schlüsselfaktor für erfolgreichen Unterricht in alle Bereiche des Unterrichts hinein. Was genau bedeutet Klassenführung? Artikel im HEG-FR Magazine, von Gaby Probst, Pädagogische Verantwortliche, Mitglied der Hochschulleitung.

Wie bei der Arbeit des Unternehmers geht es um die Produktion und den Verkauf sowie die Reflexion dieser Prozesse. Die Kundinnen und Kunden sind dabei neben anderen Stakeholdern wie dem Staat als Finanzgeber oder den einstellenden Firmen die Studierenden, das Produkt ist der Unterricht.

Zunächst müssen die Kunden, also die Studierenden, das virtuelle Gesamtprodukt kennen, es muss verständlich, also in der Sprache der Studierenden, erklärt werden. So wird klar, welche
Kompetenzen warum, wie, zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Methoden zu erwerben sind. Dieser Einbezug der Lernenden ist der Ausgangspunkt von Motivation und damit ihrer engagierten Mitarbeit an der Entstehung des Gesamtprodukts. Wenn die Studierenden die Anforderungen und die Bedeutung des jeweiligen Fachs verstehen, können sie klare Prioritäten in
ihrer Arbeit setzen: Je mehr motivierte und engagierte Lernende in der Klasse sind, desto besser der Kurs.

Klassenführung beginnt, sobald die Kursleitenden die Schule betreten. Lernende „psychoanalysieren“ Unterrichtende seit sie klein sind und wissen genau, wie deren Auftreten zu bewerten ist; dementsprechend fliesst jeder Kontakt in die Bewertung der Beziehung ein. Eine gute Beziehung („Rapport“) ist wichtig für das Klima in der Klasse. Ideal ist eine empathische Nähe bei leichzeitiger professioneller Distanz.

Konkreter wird Klassenführung, sobald der Unterricht beginnt. Dieser sollte abwechslungsreich und reibungslos sein, denn die Variation der Unterrichtsmethoden und damit die Vermeidung von Monokulturen helfen, Langeweile vorzubeugen. Gleichzeitig muss das Produkt hohen Ansprüchen genügen, dazu müssen die Studierenden (gelegentlich auch die Dozierenden) ihre Komfortzone verlassen. „Lernen ist schmerzhaft“ lautet der Titel eines Buches von F. Oser und M. Spychiger, denn wo Neues entsteht, muss Altes verworfen werden. Das Schwierigste
an guter Klassenführung ist wahrscheinlich Reibungslosigkeit. Neben guten technischen Kompetenzen braucht es seitens der Dozierenden Allgegenwärtigkeit, „with-it-ness“, wie Kounin es
formuliert, also eine gute Übersicht über alles, was im Klassenzimmer passiert. Auf jede Störung sollte angemessen reagiert werden. Natürlich haben die Dozierenden hieran unterschiedliche Erwartungen, diese müssen formuliert und transparent gemacht werden, erst so können sie kohärent durchgesetzt werden.

Wie gesagt, Rhythmus und Abwechslung sind das A und O im Unterricht. Zur Erinnerung: Die Generation, die heute in den FH’s im Klassenzimmer sitzt, ist mit technischen Medien aufgewachsen, deren Aufschaltzeiten kaum mehr als 10 – 15 Sekunden benötigen. Sollte der Unterricht länger pausieren, sind die Studierenden sofort mit einem „second screen“ beschäftigt. Das ist das Dilemma des Unterrichts in einer digitalisierten Welt! Dozierende können entweder diese Ablenkung aus dem Unterricht verbannen oder die Studierenden in einen so anspruchsvollen und rhythmisch gestalteten Unterricht verwickeln, dass die Gelegenheit zum Switchen fehlt.

Neben Expertentum im Fach benötigen Dozierende Reflexivität, um die eigenen Werte und den Unterricht immer wieder in Frage zu stellen. Einige Stationen auf dem Weg zu einer guten Klassenführung sehen Sie in der tube map . Die grüne Linie zeigt wichtige Eigenschaften der Dozierenden, die rote Ideen zum Lernklima, die blauen zur Methodik und die gelbe zu den Inhalten. Wichtig ist es, sich zu hinterfragen: Ist das, was ich tue, richtig? Ist es noch richtig? Oder ist es nur der einfachste Weg? Hat dieser Artikel bei Ihnen mehr Fragen ausgelöst als Antworten? Perfekt, denn „Questions are the answer“, wie Hal Gregersen in seinem neuesten Buch ausführt.

Stationen für die Tube Map

Linie 1 (blau) ➜ Effizient / klar / anspruchsvoll / reibungslos / konzentriert / fördernd / fordernd / abwechslungreich

Linie 2 (grün) ➜ Leadership / reflektiert / empathisch / Expertentum/ Mut zu Neuem / Autorität / klar

Linie 3 (grün) ➜ Gutes Lernklima / wertschätzend / kooperativ / engagiert / fair / transparent / Erfolge möglich machend / differenzierend / Mut zu Neuem

Linie 4 (gelb) ➜ Bedeutungsvoll / zielorientiert / gegenwartsorientiert / zukunftsorientiert /ressourcenorientiert / problemorientiert / klar

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