27. Sep 2024
In der Kategorie exportierender KMU schneiden die Schweizer Unternehmen stark ab. Im Durchschnitt sind Schweizer KMU in 11,2 Ländern ausserhalb der Schweiz tätig. Die Schweizer KMU exportieren hauptsächlich nach West- und Südeuropa.
Der SIES-Bericht untersucht Schweizer KMU, die ihre Produkte oder Dienstleistungen international exportieren. Die Forscher der HSW-FR haben das Verhalten von 476 Unternehmen analysiert. Hierfür wurden Unternehmen nach ihrem Grad der Internationalisierung in zwei Cluster klassifiziert.
Eine Aufteilung nach Regionen ermöglicht die Kategorisierung der KMU in zwei Cluster: wenig internationalisierte KMU und solche mit markanter globaler Präsenz. Interessant ist, dass KMU mit starker globaler Präsenz rund drei Viertel ihres Umsatzes im Ausland erzielen. Dieser Indikator ist im Fall wenig internationalisierter KMU um das Dreifache kleiner.
Der SIES-Bericht betont einen fundamentalen Unterschied zwischen den beiden Clustern, nämlich den Zeitpunkt, an dem die KMU ihr Auslandsgeschäft ausbauen. Während KMU mit einer starken globalen Präsenz ihren Internationalisierungsprozess sehr früh, d. h. innerhalb von vier Jahren nach der Unternehmensgründung, beginnen, lassen sich KMU mit geringer Internationalisierung fast doppelt so viel Zeit. Tatsächlich beginnen schwach internationalisierte KMU erst nach mehr als 7 Jahren mit ihrer Expansion ins Ausland.
Bemerkenswert ist überdies, dass KMU mit einer starken globalen Präsenz zwei bis drei verschiedene Strategien applizieren, um sich den Regionen zu nähern, in denen sie ihre Geschäftstätigkeit ausbauen. Die Strategien dieser KMU erweisen sich als risikoreicher und zeichnen sich durch eine ausgeprägte unternehmerische Orientierung aus. Generell sind KMU mit starker globaler Präsenz proaktiver und innovativer.
Mit Blick auf den SIES-Bericht von 2019 stellen die Autoren fest, dass internationale KMU die grössten Anstrengungen für Digitalisierung (namentlich Infrastruktur, Prozesse und Unternehmenskultur) aufgewendet haben. „Im Unterschied zur Situation von 2019 wurde E-Commerce in Westeuropa zur Kundengewinnung eingesetzt. Nun wird der Onlinehandel zunehmend ausserhalb Europas genutzt, insbesondere in Nordamerika“, konstatiert Pascal Wild, Co-Autor des SIES-Berichts.
Die bedeutendste Veränderung der letzten fünf Jahre manifestiert sich in der digitalen Integration der Kunden. Dank entsprechender Daten sind die Angebote massgeschneidert, wobei Webseiten und Interaktionen über standardisierte Kanäle an Bedeutung einbüssen.
Um den Bedürfnissen der Unternehmen gerecht zu werden, die nicht zuletzt die vorliegende Studie erhoben hat, hat die HSW-FR ein Nachdiplomstudium in Management der digitalen Transformation lanciert. Damit werden die Veränderungen und Herausforderungen in Kursen und dank des permanenten Erfahrungsaustausches mit den relevanten Akteuren begleitet
Eine weitere Kategorie zog die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich: Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden, die in den letzten 15 Jahren stark gewachsen sind. Trotz ihrer geringen Grösse ist fast die Hälfte dieser Unternehmen in mehr als 10 Ländern und mehr als 3 Regionen der Welt tätig. Diese Kleinstunternehmen setzen auf ihre Kernkompetenzen und lagern häufig einen Grossteil der Aktivitäten ihres Wertschöpfungsprozesses an Partnerunternehmen aus.
Sie sind im Handel, in der Industrie, in der Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) oder in der Beratung tätig und erzielen im Durchschnitt zwischen 1 und 5 Millionen CHF.– Umsatz. Diese Firmen beginnen bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung mit der Erschliessung ausländischer Märkte. Aufgrund ihrer bereits bestehenden starken internationalen Ausrichtung überrascht nicht, dass sie beabsichtigen, ihre internationalen Aktivitäten in Zukunft auszubauen.
Die SIES-Umfrage (Swiss International Entrepreneurship Survey) analysiert die Internationalisierung von Schweizer Unternehmen. Sie fasst Daten der HSW-FR (die ersten fünf SIES-Umfragen), Informationen von Dun & Bradstreet sowie Ergebnisse einer weitreichenden quantitativen Umfrage zusammen. Die Umfrage wurde zum sechsten Mal durchgeführt und ermöglicht Vergleiche mit den 2007, 2010, 2013, 2016 und 2019 erstellten Berichten.