HEG-FR Magazine: N° 5 - L'entrepreneuriat au féminin

Frauen als Unternehmerinnen

Dass Frauen in hiesigen Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen untervertreten sind, ist ebenso unbestritten wie der geringe Anteil an Schweizer Unternehmerinnen. Wünschenswert ist Diversität der Entscheidungsträger – mehr weibliche Managementpower ist vonnöten. Laut Untersuchungen von McKinsey, Ernst & Young und dem Peterson Institut wirkt sich mehr weibliche Leadership u. a. positiv auf die unternehmerische Performance aus.

Frauennetzwerke oder der Ausbau familiärer Unterstützungsmodelle haben die Gesamtsituation kaum verbessert. Ihre Interessen und damit einhergehende Aus- und Weiterbildungen erklären teils die häufig unterproportionale Präsenz von Frauen in gewissen Branchen und Berufen. Der Frauenanteil beispielgebend im Ingenieurwesen ist äusserst tief wie in technischen Berufsfeldern und gleichgearteten Unternehmen. Konzepte wie Mompreneurs für die Vereinbarkeit von Selbständigkeit und Familie erwiesen sich als wenig erfolgreich.

Die Studie Global Entrepreneurship Monitor 2016 zeigt, dass sich in der Schweiz immer weniger Frauen selbständig machen. Zudem gründen sie eher aus Notwendigkeit als Männer. Die verbesserte Wirtschaftslage lässt auch Frauen die sichere Anstellung – auf dem positiveren Arbeitsmarkt – bevorzugen. Für ihre Geschäftsidee streben Unternehmerinnen vermehrt sozialorientierte Ziele an als Männer; sie präferieren persönlichen Kundenkontakt gegenüber digitalen Geschäftsfeldern. Überdies differiert ihre Einschätzung des unternehmerischen Umfelds (Bildungssystem, Wirtschaftslage, Steuersystem, Rahmenbedingungen, Technologie): Unternehmerinnen beurteilen es als weniger unterstützend, insbesondere hinsichtlich der Verfügbarkeit von Technologien.

Allerdings lassen sich Unternehmerinnen nicht per se klassifizieren. Unterschiede in persönlichen Demographien, Verhaltensweisen und Geschäftsgründungsarten erfordern folglich, dass ihr Support massgeschneidert auf das regionale unternehmerische Ecosystem, auf Land und Wirtschaftssektor anzupassen ist. Allein mit einem „One-size-fits-allapproach“ gewinnt die weibliche Dimension in der Wirtschaft indes de facto nicht an Relevanz.

Prof. Dr. Rico Baldegger
Direktor der Hochschule für Wirtschaft Freiburg