Magazine HEG-FR: N° 4 - Territory as a source of innovation

Innovation und Tradition: ein Paradoxon?  

Traditionen mit ihrer konservativen Grundlage werden meist weder als innovatives Verhalten noch als Quelle für Neuerungen betrachtet. Umso interessanter zu beobachten ist, dass Traditionen oft innovative Entwicklungen bergen. Zwischen Innovation und Tradition besteht kein Widerspruch. In althergebrachten helvetischen Sektoren (Nahrungsmittel- und Uhrenindustrie, Landwirtschaft) wurden eminente neue Ideen lanciert und erfolgreich umgesetzt. Nicht selten geschah dies im Kontext von Marketing- und Businessinnovationen beispielsweise kraft eines Re-Designs (Chocolat Villars) oder einer technischen Anreicherung (MySwisschocolate).

Die Synthese von Neuem und Altem kann zur schwer kopierbaren Einzigartigkeit führen. Das erhöhte Bedürfnis nach lokalen Produkten – als Quasi-Gegentrend zur Globalisierung – zeigt, dass traditionsorientierte Marktsegmente durchaus Zukunft haben. Daher haben Grossverteiler bereits vor über 10 Jahren mit Konzepten reagiert, um lokale Produkte besser zu exponieren. Tradition und Lokales sind für Konsumenten sicherlich vertrauensstiftend und der Kauf entsprechender Produkte vermittelt zweifelsohne positive Gefühle. Offensichtlich bleibt allerdings, dass fatale Auswirkungen zu gewärtigen wären, setzte man ausschliesslich auf Tradition. Die Entwicklungen im Finanzsektor seien hierfür beredtes Zeugnis. Die ideale Kombination von Alt und Neu ist das Mass der Dinge. 

Prof. Dr. Rico Baldegger
Direktor der Hochschule für Wirtschaft Freiburg