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News der HSW Freiburg

Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2015/2016

10. Okt 2016

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) ist die wichtigste internationale Studie zu Unternehmensgründungen. Der Bericht für die Schweiz wurde von der Hochschule für Wirtschaft in Freiburg verfasst, die über 2’000 Personen zu ihrer Einstellung zum Unternehmertum und unternehmerischen Aktivitäten des Landes befragt hat. Die wichtigsten Ergebnisse des Berichts 2015: Die Schweizer haben eine positive Einstellung zum Unternehmertum, tun sich aber schwer, selbst ein Unternehmen zu gründen. Die Antworten wichen je nach Sprachregion leicht voneinander ab. Es bedarf noch erheblicher Anstrengungen, um den Unternehmergeist bei jungen Menschen zu stimulieren und Frauen bei der Gründung eines eigenen Unternehmens zu unterstützen.

Nur 7,3% der Schweizer haben zwischen 2013 bis 2015 ihr eigenes Unternehmen gegründet.

44% der Schweizer (gegenüber 41% in anderen innovationsstarken Volkswirtschaften) glauben, dass sie über genügend Erfahrungen und Kompetenzen verfügen, um ein Unternehmen zu gründen. Nur ein Drittel von ihnen (gegenüber 40%) würde sich aus Angst vor dem Scheitern von einer Gründung abschrecken lassen. Dennoch und trotz guter Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen drei Jahren nur 7,3% in das unternehmerische Abenteuer gestürzt (gegenüber 8,5% in vergleichbaren Ländern). Fazit: Die Schweizer haben eine positive Einstellung zum Unternehmertum, zögern aber, sie in die Tat umzusetzen. Dieser Befund wiederholt sich von Jahr zu Jahr.

 

Ist die Unternehmensgründung eine echte Karriereoption?
Für die Mehrzahl unserer Landsleute im Alter von 18 bis 64 Jahren kommt eine Unternehmensgründung als Karriereoption keinesfalls in Frage. Nur 40% betrachten sie als echte berufliche Option, gegenüber 79,2% in den Niederlanden, 64,5% in Israel und 63,4% in Portugal. Dieser Befund bestätigt sich bei den 18- bis 24-Jährigen, von denen nur 3,1% einen solchen Weg beschreiten würden. Damit liegt die Schweiz auf dem 18. Platz von 22 Ländern mit einer innovationsstarken Volkswirtschaft und damit ziemlich am Schluss des Feldes. Ist mangelndes Selbstvertrauen der Grund? Oder der Wunsch, vor der Gründung Erfahrung zu sammeln? Oder liegt es daran, dass diese Altersgruppe ihre Komfortzone nicht verlassen will und den Status eines Angestellten vorzieht?

Diese Ergebnisse zeigen, dass die Gründerkultur in der Schweiz ein starkes Entwicklungspotenzial hat. Sie deuten darauf hin, dass die Anreize, Unternehmer zu werden, und die unternehmerische Ausbildung heute unzureichend sind. Sie sollten in grösserem Massstab gefördert werden. Den Jüngsten sollte zudem ab der allgemeinen Schulpflicht nahegebracht werden, dass eine Unternehmensgründung eine attraktive Karriereoption ist. Mehrere Initiativen der HSW-FR gehen in diese Richtung und haben zum Ziel, die unternehmerische Ader von jungen Menschen zu stimulieren: das Sommercamp ADOPRENEURS, dessen erste Ausgabe im letzten Juli veranstaltet wurde, oder die Organisation eines Kurses zur Unternehmensgründung.

 

Stärkere Gründungsabsichten in der Westschweiz
Der Vergleich der Einstellungen zu Unternehmensgründungen nach Sprachregion zeigt, dass die Angst vor dem Scheitern in der Deutschschweiz (31,8%) schwächer ausgeprägt ist als in der Westschweiz (39%). Dennoch wollen mehr Westschweizer ihr eigenes Unternehmen gründen (8,8% gegenüber 6,7% der Deutschschweizer). Die höhere Arbeitslosenquote in den Kantonen der lateinischen Schweiz hat höchstwahrscheinlich einen Einfluss auf die Absicht, ein eigenes Unternehmen zu gründen und unabhängig zu werden. Die zahlreichen Hilfsangebote für Start-ups und die Innovationsförderung, insbesondere in der Genferseeregion, tragen ebenfalls zur Dynamik des Westschweizer Unternehmertums bei.

 

Unterstützung für weibliche Unternehmensgründerinnen

In der Schweiz wurden 2015 im Gesundheitswesen, in der Bildung sowie im staatlichen und sozialen Dienstleistungssektor die meisten Unternehmen gegründet (27,2%). Die neuen Schweizer Unternehmer sind mehrheitlich männlich und zwischen 35 und 44 Jahre alt. Dieses Profil bestätigt, dass bei der jungen Generation und bei weiblichen Unternehmensgründerinnen angesetzt werden sollte. Es ist unbedingt notwendig, in erster Linie die Schweizerinnen bei Unternehmensgründungen zu unterstützen, zum Beispiel mit Programmen zur Wiedereingliederung nach dem Mutterschaftsurlaub. Die Wirtschaft der Schweiz kann dabei nur gewinnen.

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